Die Highlights der Binninger Arbeiterbewegung
1.Mai-Feier 2010 in Binningen: Grussbotschaft von Marc Joset
Seit zwei Jahren gibt es fast nur eine Schlagzeile aus Binningen: Die Brandruine an der Hauptstrasse. Diese Woche verschwand eine der letzten, alten Dorfbeizen buchstäblich vom Erdboden. Unser Dorfhistoriker Beat von Scarpatetti hat herausgefunden, dass sich im Jahre des Generalstreiks 1918 die SP Binningen nach der 1. Mai-Feier im Hirschen versammelte. Das Pulcinella war vorher als Gasthof Hirschen jahrzehntelang der Ort für die Vereine, für Theateraufführungen und Festlichkeiten. Vermutlich war dies die letzte 1.Mai-Kundgebung in Binningen.
Trotzdem - die kämpferische Linke war in Binningen immer präsent und aktiv. Nur drei Jahre nachdem Karl Marx 1864 die Internationale Arbeiter-Association, I.A.A., gegründet hatte, entstand schon eine Binninger Ortssektion. Binningen rückte im Jahr danach kurz ins Schlaglicht der europaweiten Arbeiterbewegung, indem sich im Gasthof Neubad über 1200 Arbeiterinnen und Arbeiter der Internationalen Arbeiter-Association zu einer internationalen Tagung versammelten.
Binningen war während langer Zeit ein Basler Untertanendorf und Zufluchtsort 'Randständiger' und 'Unbotmässiger'. In der Zeit der Industrialisierung nach 1850 zogen Arbeiter und Dienstboten nach Binningen. Da nahm auch die Zahl ausländischer Arbeitskräfte zu. Vor allem italienische Arbeiter prägten Basel und die Umgebung sowohl politisch als auch kulturell. Um 1900 wurde Binningen weitherum das 'Italienerdorf' genannt. Die Italiener beteiligten sich auch am Basler Streik der Maurer im Frühling 1903 - es ging um Lohn- und Arbeitszeitfragen. Am Ostermontag gab es eine grosse Versammlung der Arbeiterschaft auf der Schützenmatte. Unter den kampfwilligen Arbeitern war die Fraktion der Italiener besonders radikal - und viele davon aus Binningen. Für diese Italiener war der junge, radikale Sozialist Benito Mussolini angereist und hielt eine Brandrede. Es wird überliefert, dass Mussolini an jenem Ostermontag nach der Versammlung einen Ausflug ins nahe Binningen machte.
Im sogenannten 'Italienerdorf' Binningen hausten die Italiener in heruntergewirtschafteten Unterkünften -“ wie übrigens auch in anderen Basler Vororten wie Birsfelden oder Allschwil. Der Gemeinderat Binningen musste Bussen verteilten wegen 'Krach und Unordnung' und Nachtlärm etc. Aber er musste auch die italienischen Arbeiter vor der Geschäftstüchtigkeit der eigenen, einheimischen Bürger schützen. Diese schlugen Profit aus der Not der Arbeiter, indem sie ihnen in Kellern, Estrichen und Scheunen Schlafplätze vermieteten. Der Gemeinderat erliess 1901 ein Verbot, Italiener auf dem Estrich zu beherbergen.
Die weitere Geschichte von Mussolini ist bekannt.
In Binningen ging die Entwicklung in eine andere Richtung. Im denkmalgeschützten 'Alten Schulhaus'am Münsterplatz wurde 1919 die 'Sozialdemokratische Jugendorganisation'gegründet.
Aus dieser Sozialdemokratischen Jugendorganisation hatte sich darauf die Kommunistische Partei Binningens herausgebildet, die fortan ihr Parteilokal in eben diesem Alten Schulhaus hatte und die zeitweise auch einen Vertreter im Binninger Gemeinderat stellte - neben zwei Sozialdemokraten.
Bis in die 1970-er Jahre gibt es eine dorfeigene Industrie mit mehreren Fabriken. Die letzte war die Firma Grüninger. Sie produzierte Aluminiumprodukte und exportierte Pfannen in alle Welt. Nach dem Abriss der Fabrikgebäude lag das Areal längere Zeit brach. Eine links-grüne Initiative wollte das parkähnliche Gebiet freihalten. Das Volk sagte nein. Als Alternative entstanden darauf die Pläne für einen Schlosspark, den der 1-Mai-Umzug soeben durchquerte.
In den letzten Jahrzehnten war Binningen nicht mehr geprägt von sogenannt 'Randständigen', die aus Basel zu uns kamen, sondern von Wohlhabenden, die sich ihre Villa hier bauten, bzw. natürlich bauen liessen.
Dank ihnen ist Binningen schuldenfrei, bietet aber trotzdem eine gute Infrastruktur und Lebensqualität, denn die SP ist mit 3 Sitzen im Gemeinderat vertreten, wir sind stolz auf 'unseren' Ständerat, wir haben eine aktive SP-Sektion, die Sie heute kulinarisch verwöhnt und in deren Namen ich alle zur 1. Mai-Feier hier in Binningen herzlich willkommen heisse.
Marc Joset